Lesung auf dem Meißner Literaturfestival

Am 10. September 2021 las ich auf dem Literaturfest in Meißen aus meiner Erzählung 

J  e  a  n  n  e

 

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Die Amour fou der Malerin und Muse Modiglianis.

Frei nach historischen Begebenheiten.

Alternative Titel:

JeAnne

Jeanne d’Art

Kennt die Kunstgeschichte eine tragischere Liebesgeschichte als die von Modigliani und der 14 Jahre jüngeren, frappierend schönen Jeanne Hébuterne? Die begabte Kunststudentin Jeanne brach mit ihrer katholischen Familie, die gegen die Beziehung zu dem jüdischen Maler-Bohemien war, der zudem arm, lungenkrank und alkoholsüchtig war. Drei Jahre lebten sie zusammen, bis Modigliani mit 34 Jahren an Tuberkulose starb.

Jeanne Hébuternes Leben ist nur spärlich dokumentiert; es gibt wenig Fotomaterial, aber ich stieß auf zwei erschreckend sprechende Aufnahmen von ihr: Das eine, eine Porträtaufnahme, zeigt sie vor ihrer Begegnung mit Modigliani und das andere, danach. Wie sehr hat sie sich von einem eher lieblichen Menschen zu einer unheimlichen Schönheit verändern können? Was muss geschehen sein? Ich wollte ergründen, wie es zu dem erschütternden Schicksal dieser imponierenden, intensiven Frauengestalt aus dem Paris der Belle Epoque kam. Warum konnte Jeannes Bruder, der in ihren letzten Stunden bei ihr war, sie nicht retten?

Meine Erzählung beginnt mit diesen Worten:

„Die einen bieten die Stirn, die anderen den Rücken, gehen mit dem Rücken voran, stets Rücken voran, durch ihr ganzes Leben. Sie lassen sich rücklings in den Schnee fallen, dem Bruder in die Arme, ins Bett, ins Leben, aus dem Fenster, ins Blau. In allem. In allem lag so viel Versprechen. Der Umzug nach Paris! La ville lumière. La capitale de l’art. Die Weltmetropole der Kunst. Quelle chance! Pariser Luft macht frei, macht vor allen Dingen Frauen frei.“

Angekündigt habe ich meine Lesung mit folgendem Aufruf:

Tut etwas Mond hinein!

In euren Tango, euer Essen, eure Kleidung. Euer Waschmittel, euer Parfum, euren Wein, worein auch immer. In den Kopf, das Ohr, auf die Fingerspitzen getupft, etwas Mond. Legt ein wenig Mond auf. Wie Schminke, wie Musik. Hört die Töne, die Farben. Tut etwas Mond in die Luft. Die Stimme, den Gang. Den Hass, die Liebe sowieso, aus ihr vielleicht sogar ein wenig hinaus. Ins Immunsystem.

Ich jedenfalls tu etwas Mond hinein in meine Texte, versuche es zumindest. Das Schreibmotto „Tu etwas Mond in was du schreibst“ verdanke ich Jules Renard. Mets un peu de lune dans ce que tu écris.

„Tu etwas Mond hinein!“ titelt denn auch meine Lesung auf dem Meißener Literaturfest, wo ich am 10. September 2021 zur Eröffnung der Lesungen auf der Bühne am Heinrichsplatz aus neuen Texten lese und erzähle, was es sich mit der Ingredienz Mond in meinen Texte auf sich hat.

Jules Renard mag ich als ratenden Geber, schrieb er doch auch: Ein Satz muss so schön und klar sein, dass man ihn noch einmal lesen möchte (wenn ich mich richtig erinnere), wonach ich strebe.

 

 

 

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