
Künstlerisches Feature über die Schriftstellerin Amanda Michalopoulou

Henning Kreitel moderierte die Lesung.
Am 26. Oktober 2022 lese ich zum Motto „Danach“ im Literaturhaus in der Fasanenstraße. Wie erfreulich ist es doch, dass dieser so einladende wie renommierte Leseort dank Einsatz von Henning Kreitel und Mitorganisatoren sozusagen zurückerobert werden konnte. Der Lesemarathon des Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller Berlin findet in diesem Jahr zum 21. Mal statt. Im Literaturhaus Berlin thematisieren 15 Beiträge am Mittwoch, den 26. Oktober 2022 das diesjährige Motto „Danach“ auf vielschichtige und spannende Weise.
Wo: Literaturhaus Berlin, Fasanenstr. 23, 10719 Berlin
Beginn der Veranstaltung am Mittwoch, dem 26. Oktober 2022 um 18 Uhr.
Begrüßung und Moderation Henning Kreitel, Vorsitzender des VS Landesverband Berlin.
Der Eintritt ist frei.
Es lesen die Schriftstellerinnen und Schriftsteller Herbert Beckmann, Gerd Bedszent, Katrin Imma Deibert, Monika Ehrhardt-Lakomy, Dorle Gelbhaar, Heinrich von der Haar, Sybille Ionescu, Andra Joeckle, Volker Lüdecke, Birgit Monreal, Jutta Rosenkranz, Paul Waschkau, Doris Wiesenbach, Gisela Witte und Orla Wolf.
Mein Foto (Rettungsring und lichter Horizont) möge – wie das Motto „Danach“ -in Lichtblick-Stimmung versetzen.
Gestern las ich aus meiner Erzählung „Jeanne d’Art. Die Amour fou der Malerin und Muse Modiglianis“. Das Terzo mondo war erfreulicherweise fast völlig gefüllt und ich stieß auf nicht wenig Anklang, möchte ich doch, stolz und dankbar, wie ich noch immer bin, nicht versäumen hinauszuposaunen.
Ursendung: 29.11.2022, Deutschlandfunk Kultur, 22:05
Der fantastische argentinische Autor Jorge Luis Borges kultivierte wie kein zweiter Schriftsteller die Denkfigur des Labyrinths. Angeregt durch Borges’ Erzählung „Der Garten der Pfade, die sich verzweigen“ – in der Buch und Labyrinth eins sind – entwarf der Diplomat und Architekt Randoll Coate ein Labyrinth in Form eines offenen Buchs. Auf der Insel San Giorgio Maggiore in Venedig steht es, schöne Realität geworden.
Es birgt im Buchsbaumheckenschnitt Hinweise auf den Autormagier – etwa Sanduhr, Blindenstock, eine liegende Acht als Zeichen für die Unendlichkeit, die Initialen von Borges‘ Witwe Maria Kodama, sein Todesjahr oder ein Tiger – Innehaltepunkte, an denen meine Gedanken in neue Gänge abzweigen oder ich um die Ecke biege hinein in die geistesabenteuerlichen und gefährlichen Labyrinthe von Borges Erzählungen.
Eine Gästeführerin, ein Audioguide und eine improvisierter Selbstführung durchs Labirinto Borges polten mich so vertrackt aufs Labyrinthische, dass ich mich nach meinem Labyrinthgang stracks verirrungslustig durch Venedigs wirre Gässchen treiben ließ, geleitet von meinem Ohr – gelockt zum sirenischen Gesang eines ukrainischen Mädchens, zu Piazzolla und einer gebürtigen Venezianern abseits der Touristenströme im Venedig der Biennale.
Wer mein Feature mit seinem Ohr betritt, wird auch auf verwunschenen Sprachwegen in die Irre geführt: in irrwitzige Schachtelsätze oder Gedankengänge, die in Sackgassen enden, wo sie umkehren müssen. Und zwar per Palindrom: mittels Wörtern oder Sätzen, die Satz auch rückwärts gelesen Sinn ergeben. „Nie solo sein!“ ist so eine Satzfabelhaftigkeit. Zu beherzigen vor allem in Labyrinthen, sonst geht man verloren.
Lust auf Labyrinthe bekommen? Dann Lassen Sie sich labyrinthisieren!
Am 22.11.2022, dem Tag der Ursendung.
Mit einem meiner Ölbilder habe ich es auf das Dezemberblatt eines Kunstkalenders für 2023 geschafft. Aus 257 Einsendungen wählte die Jury 12 aus. Ausgerufen hat den Wettbewerb ver.di.
Copyright Andra Joeckle
Am 18. September 2021 las ich auf dem Neuköllner Kunstfestival aus „Novembertango“. Ich blicke zu Matthias Weglage, dem ich die Lesung verdanke. Er moderierte und stellte mich einfühlsam vor.
Auch ein Oktopus hörte mich lesen. Er war Teil einer schlauchbootbasierte Plastik aus Wasserspielzeug für das Neuköllner Kunstfestival an der Wildenbruchbrücke.
Am 10. September las ich auf dem Literaturfest in Meißen aus meiner Erzählung
J e a n n e
f
ä
l
l
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Die Amour fou der Malerin und Muse Modiglianis.
Frei nach historischen Begebenheiten.
Alternative Titel:
JeAnne
Jeanne d’Art
Kennt die Kunstgeschichte eine tragischere Liebesgeschichte als die von Modigliani und der 14 Jahre jüngeren, frappierend schönen Jeanne Hébuterne? Die begabte Kunststudentin Jeanne brach mit ihrer katholischen Familie, die gegen die Beziehung zu dem jüdischen Maler-Bohemien war, der zudem arm, lungenkrank und alkoholsüchtig war. Drei Jahre lebten sie zusammen, bis Modigliani mit 34 Jahren an Tuberkulose starb.
Jeanne Hébuternes Leben ist nur spärlich dokumentiert; es gibt wenig Fotomaterial, aber ich stieß auf zwei erschreckend sprechende Aufnahmen von ihr: Das eine, eine Porträtaufnahme, zeigt sie vor ihrer Begegnung mit Modigliani und das andere, danach. Wie sehr hat sie sich von einem eher lieblichen Menschen zu einer unheimlichen Schönheit verändern können? Was muss geschehen sein? Ich wollte ergründen, wie es zu dem erschütternden Schicksal dieser imponierenden, intensiven Frauengestalt aus dem Paris der Belle Epoque kam. Warum konnte Jeannes Bruder, der in ihren letzten Stunden bei ihr war, sie nicht retten?
Meine Erzählung beginnt mit diesen Worten:
„Die einen bieten die Stirn, die anderen den Rücken, gehen mit dem Rücken voran, stets Rücken voran, durch ihr ganzes Leben. Sie lassen sich rücklings in den Schnee fallen, dem Bruder in die Arme, ins Bett, ins Leben, aus dem Fenster, ins Blau. In allem. In allem lag so viel Versprechen. Der Umzug nach Paris! La ville lumière. La capitale de l’art. Die Weltmetropole der Kunst. Quelle chance! Pariser Luft macht frei, macht vor allen Dingen Frauen frei.“