Hörerpost gibt es gar nicht so oft und lieber wird gemeckert als wertgeschätzt.
Ein mir unbekannter Hörer war richtig begeistert von meinem Borges-Feature und hat mir erlaubt, seine Hörerfreude zu veröffentlichen:
„Sehr geehrte Frau Joeckle, herzlichen Dank für Ihr großartiges Hörspiel über den Irrgarten in Venedig. Wunderbar komponiert und von Anfang an bis Ende spannend zu hören. Auch die Regie war gut. Komplimente für Autorin und Regisseurin. Mirko Tomic“
„Auch meine Frau war begeistert, als wir im Auto während der Reise auf Ihr Feature stießen. Wir haben es dann noch einmal von Anfang daheim gehört. Solch eine Produktion ist auch deshalb eine Freude für uns, weil es diese Qualität leider immer seltener zu hören gibt.„
Am 15. August 2024, einem Donnerstag, strahlt der Mitteldeutsche Rundfunk um 18 Uhr mein neues künstlerisches Feature „Kostbarkeiten, Sammelleidenschaft und Krise. Über das wilde Phänomen der Zu-verschenken-Kartons“.
Erzählerin: Andra Joeckle
Sprecher: Axel Thielmann
Zitator: Tristan Becker
Regie: Andra Joeckle
Redaktion: Ulf Köhler
Die allgegenwärtigen Zu-verschenken-Kartons auf unseren Straßen – sind sie wirklich nur harmlos, hübsch und häufig? Für immer mehr Menschen sind sie eine Notwendigkeit. Sie sind epidemisch, systemrelevant, alarmrot. Sie erzählen von unserer Gesellschaft, von sozialen Gegensätzen, Abstiegsängsten und Überlebenskampf. Ich gehe auf die Suche nach den Verschenkenden wie den Beschenkten: eine Lyrikerin aus dem Prenzlauer Berg, ein japanisch- deutsches Künstlerpaar, den Flüchtlingen Olek und Jurij, Menschen ohne Dach überm Kopf, in Rente, auf Schatzsuche, Umweltschonende, Leute wie Sie und Du. Das Feature erzählt von einer Bürgersteigkultur, die ich vom ersten Karton an miterlebte und „mitmachte“ – bis ich ein Objekt finde, das meinem Leben eine Wende gibt.
365 Tage im Nachhör-Angebot auf mdr-kultur.de und in der ARD Audiothek. Vom 29.07. bis 16.08.
Seit 2012 gebe ich Kurse zum künstlerischen Schreiben für das akustische Medium an der VHS Berlin-Mitte.
Zum Künstlerischen Feature
Der Kurs richtet sich an alle, die einmal genau wissen möchten, was ein künstlerisches Radiofeature ist und welche Ausdrucksmöglichkeiten dieses innovative Radioformat bietet. Wir werden die einzelnen Etappen der Entstehung eines künstlerischen Features nachvollziehen: von der Wahl eines geeigneten Themas und einer dankbaren Gestaltungsidee über das Sammeln von O-Tönen (Originaltönen) und atmosphärischen Aufnahmen (Atmos), bis hin zur Produktion. Neben einem theoretischen Input zu Qualitätskriterien, klassischen Fehlern, radiophonen Erzählweisen vermittelt dieser Kurs anschaulich Wissen über Sprechtechniken, Regieführung, neue Feature-Formate (wie das Live-Feature) und das Feature in Zeiten des Internets. Auch wer aktuell an einem Feature-Skript arbeitet, kann seine diesbezüglichen Fragestellungen in den Kurs einbringen. Hinweise und Tipps aus der 16-jährigen Berufspraxis der Kursleiterin als Rundfunkautorin zur Marktlage, Auftragsakquise, den Erwartungen der Redakteure, Sendeplätzen, Urheberrecht und zu Einstiegsmöglichkeiten als Newcomer runden das Programmpaket ab. Der Kurs wendet sich an alle, die dieses künstlerische Genre in seiner Komplexität verstehen und mehr Sicherheit bei den ersten eigenen Feature-Versuchen erlangen wollen.
Podcast-Praxisseminar
In diesem Praxisseminar erfahren Sie, wie Sie in wenigen Schritten Ihren eigenen Podcast kreieren und produzieren: vom Podcast-Konzept über Aufnahmetechnik (Software und App), Einsprechen von Texten, Erkennungsmelodie, Einfügen von Sounds und Klängen bis hin zur kreativen Nachbearbeitung der Audioaufnahmen. Zahlreiche Praxisbeispiele und Hörproben, Hinweise zu Veröffentlichungsmöglichkeiten und rechtlichen Fragen runden das Kursprogramm ab. Der Kurs richtet sich an Einsteiger*innen ebenso wie an alle, die zu ihren ersten Podcastversuchen Feedback wünschen. Bitte bringen Sie Ihr Smartphone bzw. Tablet mit vorinstallierter Spotify for podcaster-App mit.
Ich arbeite an einem künstlerischen Feature für die ARD über Verschenken-Kartons.
Arbeitstitel: Gift! oder: Hier gibt’s das Leben, das andere weggeworfen haben
Untertitel: Die (Un-)Kultur der Verschenken-Kartons
Verschenken-Boxen mit aussortiertem Allerlei gehören zum gegenwärtigen Straßenbild deutscher Großstädte. Mal Schatzkiste, mal Müllbox. Welche Kuriosa finden sich? Was verraten die ausgemusterten Dinge über die Verschenkenden, die Beschenkten und unsere Wegverschenk-Gesellschaft?
Anhand eines scheinbar banalen alltägliches Phänomens erzählt mein Feature von sozialen, kulturellen, ökologische Dynamiken, die uns in der modernen Gesellschaft beherrschen.
Wer möchte mir seine Erfahrungen mit Verschenken-Kartons berichten, gerne auch anonym. Wer hat Lust, einen Karton zu bestücken und mir dabei in mein Mikrofon etwas zu den aussortierten Objekten erzählen? Wer kennt jemanden, der in Frage käme und den ich für ein Gespräch aufsuchen könnte? Für Hinweise bin ich dankbar.
Mein erstes künstlerisches Feature „Krakau mit Händen und Füßen“ errang den deutsch-polnischen Journalistenpreis.
Meinen Debütroman „Laura und die Verschwendung der Liebe“ veröffentlichte ich im Residenz Verlag. Dann entdeckte ich das literarische Schreiben für den Rundfunk. Seit 2004 schreibe ich Radioessay, künstlerische Features und Hörspiele für die ARD. Einen Fuß, beide Ohren und eines meiner Herzen in den Rundfunk bekam ich mit einem Volontariat in der Hörspielabteilung bei Deutschlandradio Berlin. Auf Radioessays über Ré Soupault, Stendhal und Flaubert folgten Übersetzungen literarische Werke aus dem Französischen für Hörspieladaptionen und künstlerische Features über mein Stadtschreiberamt in Rumänien, die Haut („Am tiefsten ist die Haut. Schrecken und Schönheit einer Oberfläche“), meine Stimme („O Stimmcoach, hilf!“), die Schriftstellerin Amanda Michalopoulou sowie die Originalhörspiele „Das Tangotieten. Ein Trip durch ein reales und surreales Borges-Labyrinth in Venedig“.
Seit 2012 gebe ich in Seminaren zum Schreiben und Produzieren von Radiowerken (Feature, Hörspiel, Podcast) meine Erfahrungen an den Nachwuchs weiter.
Für mein Werk wurde ich mit nationalen und internationalen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, u. a. einem Werkstipendium des Deutschen Literaturfonds, Residenzstipendien in Krakau und am Wallersee und zuletzt mit einem Sonderstipendium der VG Wort für mein Feature „Irre Gärten“.
Heute Abend wiederholt Deutschlandfunk Kultur mein literarisches Feature über die griechische Schriftstellern Amanda Michalopoulou. Daniel Kehlmann würdigt sie: «Ein Buch wie kein anderes, das ich je gelesen habe. Ich habe keine Ahnung, wie Amanda Michalopoulou das geschafft hat.» (über «God’s Wife»). Vor kurzem erschien von Amanda auf Deutsch „Warum ich meine beste Freundin tötete“.
Der Blick des Dichters saugt die Welt auf und verändert sie
Ein Höramalgam über die griechische Schriftstellerin Amanda Michalopoulou
Von Andra Joeckle
Regie: Ingo Kottkamp
Mit: Inka Löwendorf, Bettina Kurth und der Autorin
Ton: Martin Eichberg
Länge: 52’47
Deutsche reisen nach Griechenland? Das kann nur im Klischee enden. Nicht so bei Andra Joeckle. Denn sie ist unterwegs mit der Schriftstellerin Amanda Michalopoulou. Gemeinsam entdecken sie neue Perspektiven.
Amanda Michalopoulou sitzt im Olymp der griechischen Schriftsteller. Sie fabuliert mit Biss, stimmlich bunt, und gleitet gern in die Welt hinter den Dingen, etwa in ihrem Familienroman „Oktopusgarten“. Nach sieben Jahren in Berlin zieht sie 2010 ins Krisengriechenland zurück. Jenseits von Akropolis und Ouzo geht es zu Schauplätzen in Amandas Leben und Werk: magische Männerkaffeestuben, Plätze der Revolte und singulärer Hässlichkeit, in den Taumel mediterraner Lebenslust.
Andra Joeckle, 1967 in Freiburg geboren, studierte Deutsche Philologie in München und Paris. Sie lebt als Schriftstellerin in Berlin. Ihr Feature „Krakau mit Händen und Füßen“ (DKultur 2009) gewann den Deutsch-polnischen Journalistenpreis. Sie war Stadtschreiberin in Hermannstadt. Ihr jüngstes Prosawerk „Novembertango“ erschien 2017; es entstand nach dem Hörspiel „Das Tangotier“ (DKultur 2014). Zuletzt produzierte Deutschlandfunk Kultur ihr Feature „Irre Gärten. Ein Trip durch reale und irreale (Borges-)Labyrinthe in Venedig“
Nun ist es nach sechs Produktionstagen glücklich zu Ende produziert und sendefertig, mein neustes Feature „Irre Gärten. Ein Trip durch ein reales und surreales Borges-Labyrinth in Venedig“.
Am 29. November strahlt Deutschlandfunk Kultur es um 22 Uhr 03 aus. Danach steht es in der ARD-Audiothek zum Nachhören und Herunterladen noch lange bereit.
Irre Gärten Ein Trip durch reale und irreale (Borges-)Labyrinthe in Venedig Von Andra Joeckle Regie: Beate Becker Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2022 Länge: 54’30 (Ursendung)
Die Geschichtenwelten des Schriftstellers Jorge Luis Borges verzweigen sich ins Unübersehbare. Im venezianischen Labirinto Borges kann man sie erlaufen. Für unsere Autorin wird sogar die ganze Stadt Venedig zum Schauplatz labyrinthischen Denkens.
Der argentinische Autor Jorge Luis Borges kultivierte wie kein zweiter Schriftsteller die Denkfigur des Labyrinths. Angeregt durch Borges’ Erzählung „Der Garten der Pfade, die sich verzweigen“ − in der Buch und Labyrinth eins sind − entwarf Randoll Coate ein Labyrinth in Form eines offenen Buchs. Auf der Insel San Giorgio Maggiore in Venedig steht es real. Es birgt Hinweise auf den Autormagier − etwa Sanduhr, Blindenstock oder Tiger: Innehaltepunkte, an denen die Autorin um die Ecke biegt und hineingerät in die geistesabenteuerlichen und gefährlichen Labyrinthe von Borges. Eine Gästeführerin, ein Audioguide und eine improvisierte Selbstführung durchs Labirinto Borges polen die Autorin so vertrackt aufs Labyrinthische, dass sie sich stracks nach ihrem Labyrinthgang verirrungslustig durch Venedigs wirre Gässchen treiben lässt, geleitet von ihrem Ohr − und gelockt zum sirenischen Gesang eines ukrainischen Mädchens, zu Piazzolla und einer gebürtigen Venezianerin abseits der Touristenströme im Venedig der Biennale. Wer dieses Feature mit seinem Ohr betritt, gerät in irrwitzige Schachtelsätze oder Gedankengänge, die in Sackgassen enden. Palindrome wie „Nie solo sein!“ werden so zu verwunschenen Sprachwegen. Lust auf Labyrinthe bekommen? Dann lassen Sie sich labyrinthisieren!
Der fantastische argentinische Autor Jorge Luis Borges kultivierte wie kein zweiter Schriftsteller die Denkfigur des Labyrinths. Angeregt durch Borges’ Erzählung „Der Garten der Pfade, die sich verzweigen“ – in der Buch und Labyrinth eins sind – entwarf der Diplomat und Architekt Randoll Coate ein Labyrinth in Form eines offenen Buchs. Auf der Insel San Giorgio Maggiore in Venedig steht es, schöne Realität geworden.
Es birgt im Buchsbaumheckenschnitt Hinweise auf den Autormagier – etwa Sanduhr, Blindenstock, eine liegende Acht als Zeichen für die Unendlichkeit, die Initialen von Borges‘ Witwe Maria Kodama, sein Todesjahr oder ein Tiger – Innehaltepunkte, an denen meine Gedanken in neue Gänge abzweigen oder ich um die Ecke biege hinein in die geistesabenteuerlichen und gefährlichen Labyrinthe von Borges Erzählungen.
Eine Gästeführerin, ein Audioguide und eine improvisierter Selbstführung durchs Labirinto Borges polten mich so vertrackt aufs Labyrinthische, dass ich mich nach meinem Labyrinthgang stracks verirrungslustig durch Venedigs wirre Gässchen treiben ließ, geleitet von meinem Ohr – gelockt zum sirenischen Gesang eines ukrainischen Mädchens, zu Piazzolla und einer gebürtigen Venezianern abseits der Touristenströme im Venedig der Biennale.
Wer mein Feature mit seinem Ohr betritt, wird auch auf verwunschenen Sprachwegen in die Irre geführt: in irrwitzige Schachtelsätze oder Gedankengänge, die in Sackgassen enden, wo sie umkehren müssen. Und zwar per Palindrom: mittels Wörtern oder Sätzen, die Satz auch rückwärts gelesen Sinn ergeben. „Nie solo sein!“ ist so eine Satzfabelhaftigkeit. Zu beherzigen vor allem in Labyrinthen, sonst geht man verloren.
Lust auf Labyrinthe bekommen? Dann Lassen Sie sich labyrinthisieren!
Ausstrahlung: Deutschlandfunk Kultur, 1. Dezember 2018, Samstag, 18:05 Uhr
Der Blick des Dichters saugt die Welt auf und verändert sie. Ein Höramalgam über die griechische Schriftstellerin Amanda Michalopoulou
Copyright Foto: Andra Joeckle (Amanda im Mai 2018 in Athen)
Jetzt ist es vollbracht. In der Regie von Deutschlandfunk Kultur-Featureredakteur Ingo Kottkamp höchstselbst! Ich war die ganze Woche bei der Produktion dabei, habe auch selbst einen Teil meiner Texte eingesprochen und wurde von Tag zu Tag glücklicher: über die vielen gelungenen Regieideen so ganz im wohlverstandenen Sinne meines Skripts, über die verrückte Detailarbeit – ebenso engagiert wie versiert wie mit Herzblut versehen –, auch die des verdammt fähigen Tontechnikers (und Musiker) Martin Eichberg und ich bin auch Judith Geffert dankbar für die tadellose Assistenz.
Das Hörwerk ist eine subtil durchgestaltete, ausgewogene Komposition mit Punch und Charakter; ich hoffe natürlich, nicht nur in meinen Ohren, sondern auch in den der Hörerinnen und Hörer, die sich die Ursendung am 1. Dezember anhören möchten, oder danach dann wann immer in der Mediathek von Deutschlandfunk Kultur.
Foto: Dimitri Tsoumplekas
So wird das Feature angekündigt:
„Mit Amanda Michalopoulou in Griechenland Der Blick des Dichters saugt die Welt auf und verändert sie
Deutsche reisen nach Griechenland? Das kann nur im Klischee enden. Nicht so bei Andra Joeckle. Denn sie ist unterwegs mit der Schriftstellerin Amanda Michalopoulou. Gemeinsam entdecken sie neue Perspektiven. Lesen Sie mehr unter:“
Amanda Michalopoulou schrieb sich hoch in den Olymp der griechischen Schriftsteller. Stimmlich bunt, mal zarternst, mal krass reitet sie Pegasus mit Fantasie und Erzählgenie. Sie wurde in 15 Sprachen übertragen. Nach 7 Jahren in Berlin zog sie 2010 ins Krisengriechenland zurück. Jenseits von Akropolis und Ouzo führt das Feature ins Pantheon griechischer Autoren, in Amandas Schreibrefugien: magische Cafés und ein Hotelfoyer, katapultiert in den attischen Himmel, erlebt Amanda als inspirierenden Motor (in Schreibseminaren), isst mir ihr Tiropita und Oktopus, treibt mit ihr Jivamukti-Yoga und CrossFit, erstickt im Athener Smog, flüchtet auf eine Insel, interviewt eine Schildkröte, schaut im „Barock“ vorbei, ihrem jüngsten Werk, und vollführt mit ihr einen Kopfsprung in die Ewigkeit.