Gestern las ich aus meiner Erzählung „Jeanne d’Art. Die Amour fou der Malerin und Muse Modiglianis“. Das Terzo mondo war fast völlig gefüllt.

Schriftstellerin – Funkautorin – Literaturübersetzerin – Dozentin
Gestern las ich aus meiner Erzählung „Jeanne d’Art. Die Amour fou der Malerin und Muse Modiglianis“. Das Terzo mondo war fast völlig gefüllt.
Ursendung: 29.11.2022, Deutschlandfunk Kultur, 22:05
Der fantastische argentinische Autor Jorge Luis Borges kultivierte wie kein zweiter Schriftsteller die Denkfigur des Labyrinths. Angeregt durch Borges’ Erzählung „Der Garten der Pfade, die sich verzweigen“ – in der Buch und Labyrinth eins sind – entwarf der Diplomat und Architekt Randoll Coate ein Labyrinth in Form eines offenen Buchs. Auf der Insel San Giorgio Maggiore in Venedig steht es, schöne Realität geworden.
Es birgt im Buchsbaumheckenschnitt Hinweise auf den Autormagier – etwa Sanduhr, Blindenstock, eine liegende Acht als Zeichen für die Unendlichkeit, die Initialen von Borges‘ Witwe Maria Kodama, sein Todesjahr oder ein Tiger – Innehaltepunkte, an denen meine Gedanken in neue Gänge abzweigen oder ich um die Ecke biege hinein in die geistesabenteuerlichen und gefährlichen Labyrinthe von Borges Erzählungen.
Eine Gästeführerin, ein Audioguide und eine improvisierter Selbstführung durchs Labirinto Borges polten mich so vertrackt aufs Labyrinthische, dass ich mich nach meinem Labyrinthgang stracks verirrungslustig durch Venedigs wirre Gässchen treiben ließ, geleitet von meinem Ohr – gelockt zum sirenischen Gesang eines ukrainischen Mädchens, zu Piazzolla und einer gebürtigen Venezianern abseits der Touristenströme im Venedig der Biennale.
Wer mein Feature mit seinem Ohr betritt, wird auch auf verwunschenen Sprachwegen in die Irre geführt: in irrwitzige Schachtelsätze oder Gedankengänge, die in Sackgassen enden, wo sie umkehren müssen. Und zwar per Palindrom: mittels Wörtern oder Sätzen, die Satz auch rückwärts gelesen Sinn ergeben. „Nie solo sein!“ ist so eine Satzfabelhaftigkeit. Zu beherzigen vor allem in Labyrinthen, sonst geht man verloren.
Lust auf Labyrinthe bekommen? Dann Lassen Sie sich labyrinthisieren!
Am 22.11.2022, dem Tag der Ursendung.
Mit einem meiner Ölbilder habe ich es auf das Dezemberblatt eines Kunstkalenders für 2023 geschafft. Aus 257 Einsendungen wählte die Jury 12 aus. Ausgerufen hat den Wettbewerb ver.di.
Am 10. September 2021 las ich auf dem Literaturfest in Meißen aus meiner Erzählung
J e a n n e
f
ä
l
l
t
Die Amour fou der Malerin und Muse Modiglianis.
Frei nach historischen Begebenheiten.
Alternative Titel:
JeAnne
Jeanne d’Art
Kennt die Kunstgeschichte eine tragischere Liebesgeschichte als die von Modigliani und der 14 Jahre jüngeren, frappierend schönen Jeanne Hébuterne? Die begabte Kunststudentin Jeanne brach mit ihrer katholischen Familie, die gegen die Beziehung zu dem jüdischen Maler-Bohemien war, der zudem arm, lungenkrank und alkoholsüchtig war. Drei Jahre lebten sie zusammen, bis Modigliani mit 34 Jahren an Tuberkulose starb.
Jeanne Hébuternes Leben ist nur spärlich dokumentiert; es gibt wenig Fotomaterial, aber ich stieß auf zwei erschreckend sprechende Aufnahmen von ihr: Das eine, eine Porträtaufnahme, zeigt sie vor ihrer Begegnung mit Modigliani und das andere, danach. Wie sehr hat sie sich von einem eher lieblichen Menschen zu einer unheimlichen Schönheit verändern können? Was muss geschehen sein? Ich wollte ergründen, wie es zu dem erschütternden Schicksal dieser imponierenden, intensiven Frauengestalt aus dem Paris der Belle Epoque kam. Warum konnte Jeannes Bruder, der in ihren letzten Stunden bei ihr war, sie nicht retten?
Meine Erzählung beginnt mit diesen Worten:
„Die einen bieten die Stirn, die anderen den Rücken, gehen mit dem Rücken voran, stets Rücken voran, durch ihr ganzes Leben. Sie lassen sich rücklings in den Schnee fallen, dem Bruder in die Arme, ins Bett, ins Leben, aus dem Fenster, ins Blau. In allem. In allem lag so viel Versprechen. Der Umzug nach Paris! La ville lumière. La capitale de l’art. Die Weltmetropole der Kunst. Quelle chance! Pariser Luft macht frei, macht vor allen Dingen Frauen frei.“
Angekündigt habe ich meine Lesung mit folgendem Aufruf:
Tut etwas Mond hinein! In euren Tango, euer Essen, eure Kleidung. Euer Waschmittel, euer Parfum, euren Wein, worein auch immer. In den Kopf, das Ohr, auf die Fingerspitzen getupft, etwas Mond. Legt ein wenig Mond auf. Wie Schminke, wie Musik. Hört die Töne, die Farben. Tut etwas Mond in die Luft. Die Stimme, den Gang. Den Hass, die Liebe sowieso, aus ihr vielleicht sogar ein wenig hinaus. Ins Immunsystem. Ich jedenfalls tu etwas Mond hinein in meine Texte, versuche es zumindest. Das Schreibmotto „Tu etwas Mond in was du schreibst“ verdanke ich Jules Renard. Mets un peu de lune dans ce que tu écris. „Tu etwas Mond hinein!“ titelt denn auch meine Lesung auf dem Meißener Literaturfest, wo ich am 10. September 2021 zur Eröffnung der Lesungen auf der Bühne am Heinrichsplatz aus neuen Texten lese und erzähle, was es sich mit der Ingredienz Mond in meinen Texte auf sich hat. Jules Renard mag ich als ratenden Geber, schrieb er doch auch: Ein Satz muss so schön und klar sein, dass man ihn noch einmal lesen möchte (wenn ich mich richtig erinnere), wonach ich strebe.
Am 18. September 2021 las ich auf dem Neuköllner Kunstfestival aus „Novembertango“. Ich blicke zu Matthias Weglage, dem ich die Lesung verdanke. Er moderierte und stellte mich einfühlsam vor.
Treibt ein Mensch mit geschlossenen Augen im Wasser, gaukelt ihm sein Wahrnehmungssystem vor, er drehe sich um den eigenen Nabel. Er verliert die Orientierung. Verliert die Himmelsrichtungen. Liegt irgendwo im Sommer herum. Getragen. Im Aquamarinblau, Seegrün oder Türkis. Im liquiden Element.
Auch Tanja Dückers, Johannes Groschupf, Björn Kuhligk und andere lesen zum Thema „Flüssige Horizonte“.
http://kunstbruecke-am-wildenbruch.de/de/ausstellungen/draussenstadt-ueber-wasser
Nach meiner Lesung aus „Novembertango“ (Hybris Verlag) auf dem Literaturfest Meißen am 5. September 2020 bekam ich von Jörg Richter, der meine Lesung moderierte, einen „Lesewein“ überreicht, einen eleganten Bacchus vom Schloss Wackerbarth.
Seit heute ist es öffentlich: ein Video, in dem ich mich als Schriftstellerin vorstelle, gefördert vom Deutschen Literaturfonds e.V.
oder auf Youtube:
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Am 5. Juni 2019 – in Zeiten hochaktiver Zecken – hat Deutschlandfunk Kultur mein immeraktuelles, ganz gefahrloses Hörspiel „Die Zecke“ wiederholt.
Hier kann man es in der Deutschlandfunk-Mediathek nachhören und herunterladen:
https://www.hoerspielundfeature.de/hoerspiel-ueber-einen-biss-und-die-folgen-die-zecke-102.html
Am 13. März 2019 wird in der Schaubühne Lindenfels „Die Zeugen“ von Philipp Blasband aufgeführt, ein Theaterstück, das ich aus dem Französischen ins Deutsche übertragen habe und das zu einem Hörspiel umgearbeitet wurde.
Ein Richter aus der Stadt wird wegen einer banalen Zaunstreitigkeit zwischen zwei unversöhnlichen Nachbarn in ein tief provinzielles Nest abgesandt. Er stößt dabei auf einen siebenfachen Mädchenmord und seine eigene beunruhigende Vergangenheit. Im Hintergrund des Stücks steht die Affäre um den Mädchenmörder Dutroux, die Belgien schockierte.
Das Stück wird in 1a-Sound-Qualität aufgeführt, damit ein möglichst realistischer Eindruck entsteht. Man steht wie neben dem Richter als unsichtbarer Begleiter. Der französische Komponist Christian Zanési hat unerhörte Klänge dazu komponiert. Die Ohren werden was erleben!